Klaus Dierßen
Home / Passage Projekte / Angesehen (Inhalt) / Seite 48 von 147
 

Margrit Lohmann
Kassenfrau im Städtischen Hallenbad

Von frühmorgens bis nachmittags sind hier die Schulen drin. Die haben hier Schwimmunterricht und ab nachmittags ist dann öffentlicher Badebetrieb. Und dazu kommt dann Blau Weiß, das ist ein Sportverein. Dann haben wir hier noch kommunales Rettungsschwimmen, AOK, Krebshilfe und andere Gruppen. Die Taucher die sind dienstags drin und die Barmer, die machen das mit einer Sparkasse, die kommen dann auch noch bei uns zum Schwimmen.

Oben ist noch die Sauna und hier unten ist die Abteilung für Wannenbäder.

Ich bin jetzt schon über vier Jahre hier. Also ein Jahr nach der Wende habe ich hier angefangen. Das Bad war genauso wie vorher auch. Ich kenne das Bad schon seit meiner Kindheit, ich bin hier schon als Kind baden gegangen.

Nur der Preis hat sich eben geändert. Eine Mark und sechzig für Erwachsene, eine Mark und zwanzig für Kinder und fünf Mark für Rentner, Schwerbeschädigte und Studenten oder acht Mark normalerweise für die Sauna.

Hier ist im Sommer geschlossen. Da gibt es dann draußen das Freibad und ich habe dann Urlaub.

Wir haben hier auch noch die Wannenbäder. Da sind dann fast nur noch Stammgäste, die kommen jeden Freitag oder auch Mittwoch. Die haben sich ihre Tage eingeteilt und da kommen die dann regelmäßig. Das kostet für eine halbe Stunde eine Mark und zwanzig. Das sind meist Leute, die zu Hause kein Bad haben oder noch anheizen müssen mit Kohle oder eben ältere Leute. Ich kenne die Menschen schon lange, ich weiß wo die hinwollen.

Nun wird aber überall alles schmuck gemacht und da kommen die dann weniger. Weniger als zur DDR-Zeit. Die haben dann nachher alle schon Bäder gehabt und dann gab es schon alles und dann wurde es hier immer weniger. Bald werden die Wannenbäder wohl geschlossen.

Die Klassen im Schwimmbad müssen hierher kommen, die haben ja ihren Unterricht. Die müssen ihre Stufenausbildung hier ja machen und dann kriegen die ihre Zeugnisse hinterher. Das betreuen aber die Lehrer.

Unser Hallenbad steht jetzt unter Denkmalschutz. Das ist schon neunzehnhundertvier gebaut, das ist ja auch schon ganz schön alt. Mir ist egal, wie das hier aussieht, Hauptsache ich habe eine Arbeitsplatz.

Die Garderobe öffnet von sechs Uhr morgens an bis vierzehn Uhr, dann kommt die Spätschicht. Die Schwimmeister kommen dann auch. Sonnabend und Sonntag machen die auch Dienst, nur nicht ganz so lange. Wir haben die Sieben-Tage-Woche. Sonntags ist aber erst ab zwölf geöffnet und dann auch nur das Schwimmbad. Die Wannenbäder sind nur Mittwochs bis Freitags offen.

Die Sanduhren an den Türen zeigen an, wie lange die Badezeit läuft. Wenn ich jetzt für eine halbe Stunde baden gehe, dann weiß die Kollegin, die die Wannenbäder betreut, wie lange dieser Kunde schon drin ist. Wenn jemand reingeht, dreht sie die Sanduhr um und wenn die Sanduhr durchgelaufen ist, ist die halbe Stunde vorbei. Dann klopft sie und der drinnen weiß Bescheid und muß dann langsam raus. Man muß also nicht selber auf die Uhr achten. Das betreut eine Kollegin.

 
Hildesheim 2021